Berufszufriedenheit in der Therapie

Berufszufriedenheit in der Therapie
Wie erreichen wir Zufriedenheit mit unserem Beruf und unserer Arbeit und wie vermeiden wir Stress und Unzufriedenheit?
In der aktuellen Fachzeitschrift des Deutschen Verbands für Ergotherapie (DVE) wurde ein Artikel von Sara Mohr und Amy Orellana veröffentlicht, der sich genau mit dieser Frage auseinandergesetzt hat.
Vor allem Personen, die in Berufen mit helfender und beratender Haltung arbeiten, sind von Burn-out betroffen. Laut dem Fehlzeiten-Report 2023 waren Ergotherapeut:innen im Jahr 2022 auf Platz 4 der AU-Tage (Arbeitsunfähigkeitstage), noch vor der Altenpflege.
Dazu haben sich die Autorinnen die Frage gestellt, was es braucht, um die Zufriedenheit und Berufsidentität im Alltag der Ergotherapeut:innen zu steigern und zu erhalten. In ihrer Recherche haben sie festgestellt, dass die Berufszufriedenheit bei Ergotherapeut:innen dann besonders hoch ist, wenn ihre Werte und Vorstellungen, wie Ergotherapie erlebt und praktiziert werden sollte, mit dem tatsächlichen Handeln im Alltag übereinstimmen. Diese Lücke zwischen der eigenen Vorstellung, wie Therapie sein sollte und wie sie tatsächlich ausgeführt werden kann, bezeichnet man auch als „meaning gap“. Je kleiner diese ist, desto zufriedener sind die Therapeut:innen und desto länger bleiben sie im Beruf. Je größer die Meaning Gap, desto mehr Frust und Unzufriedenheit entsteht.
Dabei ist es wichtig, seinen Arbeitsalltag zu betrachten und sein Betätigungsprofil selbst zu reflektieren: Wie setzt sich mein Alltag zusammen? Wie zufrieden bin ich mit den Abläufen? Habe ich ausreichend Ruhepausen und bewusste Ruhemomente? Wo gibt es Verbesserungspotential?
Nehmt euch die Zeit und geht gerne einmal in euch und beantwortet die Fragen für euch selber.
Neben dem alltäglichen Betätigungsprofil ist die Erwartungshaltung ein weiterer Aspekt für die Berufszufriedenheit. Hohe Erwartungen – entweder durch andere oder durch einen selbst – können zu Druck und Stress führen. Daher empfehlen die Autorinnen ein bewusstes Management der Erwartungen durch eine gemeinsame und gerechte Aufteilung der Verantwortung auf Therapeut:in und Klient:in. Sie sprechen bewusst auch von einer symbolischen „Mülltonne“ die dazu dient, Idealvorstellungen einer perfekten Therapie loszulassen.
Sie betonen außerdem, wie wichtig es ist, betätigungszentriert zu Arbeiten und weniger an alten Routinen und vorgefertigten Therapieabläufen festzuhalten. Kurzum, Therapie individuell und funktionell zu gestalten und nicht nur ausschließlich diagnose- und defizitorientiert.
All diese Aspekte sind entscheidend, um die Meaning Gap zu schließen.
Vielleicht ging es euch gerade beim Lesen ähnlich wie mir, aber ich musste sofort an uns Therapielotsen und unsere Haltung in der Therapie denken. Unsere Vorstellung von Therapie und wie wir sie praktisch leben ist so, wie es von den Autorinnen beschrieben wurde, ausschlaggebend für eine langfristige Berufszufriedenheit und einer damit verbundenen bestmöglichen Therapie für unsere Patient:innen.

Jan arbeitet als Physiotherapeut bei den Therapielotsen in Berlin. Er schreibt regelmäßig Artikel für den Blog und für unsere interne Flaschenpost.