Internationale Therapeut:innen

Kevser, Physiotherapeutin aus der Türkei

Maryna, Logopädin aus der Ukraine

Internationale Therapeut:innen

AFI – Arbeitsmigration, Fachkräfte und ihre Integration

Die Idee hinter „AFI“ entstand aus der Überzeugung, dass internationale Talente eine Bereicherung für unsere Praxen sind und entscheidend dazu beitragen können, den wachsenden Bedarf einer qualitativ hochwertigen Versorgung für unsere Klient:innen zu decken. Gleichzeitig möchten wir ein vielfältigeres, bereicherndes Arbeitsumfeld schaffen. Unser Ziel ist es, durch rechtzeitiges Agieren unsere offenen Stellen mit passenden Personen nachhaltig zu besetzen.

Unser neuer Kollege Fabian Schlumberger übernimmt federführend das Projekt. Er sagt: „Der Anerkennungsprozess für ausländische Fachkräfte ist oft langwierig und komplex, aber wir sind beeindruckt von der hohen Motivation und Arbeitsmoral der Bewerber:innen. Wir lernen aus jedem Onboarding-Prozess. So finden wir Kolleg:innen, die uns nicht nur kurzfristig entlasten, sondern langfristig bereichern.“

Im Rahmen dieses Projektes möchten wir euch heute Maryna, unsere Logopädin aus der Ukraine am Standort Frankfurt, und Kevser, unsere Physiotherapeutin aus der Türkei am Standort Troisdorf, vorstellen. Im Gespräch erzählen sie von ihrem beruflichen Werdegang, ihren Wegen nach Deutschland und ihren ersten Erfahrungen in unserem Team und in Deutschland. Viel Spaß beim Lesen!

Maryna, warum hast du dich entschieden Logopädin zu werden? Und Kevser wie bist du zur Physiotherapie gekommen?

Maryna: „Eigentlich wollte ich Psychologie studieren. Meine Mutter riet mir jedoch, es mal mit Logopädie zu versuchen. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für diesen Rat, denn ich habe in der Logopädie meinen Traumberuf gefunden. In der Ukraine war das Studium allerdings sehr strukturell und funktional orientiert. Soziale und psychologische Inhalte werden dort weniger behandelt, ganz anders als in Deutschland. Ich hoffe, eines Tages meine Erfahrungen und mein „deutsches“ Logopädiewissen, insbesondere in Bereichen wie technische Entwicklungen und Forschung, Schlucken und Stimme, mit meinen Kollegi:innen in der Ukraine teilen zu können.“

Kevser: „Das klingt so spannend, Maryna. Bei mir war es ähnlich. Ich wollte eigentlich Ärztin werden, aber ich kann kein Blut sehen. Deswegen habe ich mich dann für die Physiotherapie entschieden. Es klingt wie ein Klischee, aber ich wollte einfach Menschen helfen. Unsere Patienten brauchen so viel Motivation und Zeit, weil ihre Probleme nicht in zwei Sitzungen oder mit einem Medikament gelöst werden können. Ich bin gut darin, meine Motivation weiterzugeben.“

Wann habt ihr den Entschluss gefasst, nach Deutschland zu kommen, und wie lief das ab?

Maryna: „Der Krieg war der ausschlaggebende Punkt. Im April 2022 bin ich dann nach Deutschland gekommen. Gleich nach meiner Ankunft habe ich begonnen, Deutsch zu lernen, weil ich arbeiten und einen Mehrwert schaffen wollte. Am Anfang habe ich ehrenamtlich im Volunteercenter für ukrainische Menschen gearbeitet.“

Kevser: „Bei mir war es so, dass mein Mann zwei Jahre vor mir nach Deutschland kam, um das Leben und die Arbeitsbedingungen zu testen. Er ist ebenfalls Physiotherapeut. Wir haben uns für Deutschland entschieden, weil es hier viele hochwertige Fortbildungen gibt. Und, ehrlich gesagt, die Anerkennung hier war einfacher als in anderen Ländern, auch wenn die Sprache schwieriger ist. Mein Mann hat etwas Familie in Dortmund und Freunde aus dem Studium, was uns die Entscheidung erleichtert hat.“

Wie war denn euer Bild von Deutschland, bevor ihr hierher kamt, und hat sich das verändert?

Kevser: „In der Türkei gilt Deutschland als super pünktlich und zuverlässig. Und meistens stimmt das auch – außer bei der Deutschen Bahn im Winter 😉 Aber die Menschen hier sind viel freundlicher, als ich dachte. Oft hört man, dass die Deutschen mürrisch sind, aber ich habe viele nette Begegnungen gehabt, zum Beispiel an der Bushaltestelle. In Köln, wo ich wohne, vermisse ich ein bisschen den Trubel auf den Straßen wie in Istanbul und die Möglichkeit auch am Sonntag einzukaufen. Ich sehe hier auch viele sportliche Menschen, das hat mich motiviert, mehr Sport zu machen. Wir haben uns ein Volleyball-Set gekauft und spielen jetzt regelmäßig am Rhein.“

Maryna: „Stimmt, Kevser! Bei mir war es ähnlich. Ich dachte, es würde schwerer sein, hier als Ausländerin Fuß zu fassen, aber ich habe gemerkt, dass die Deutschen sehr offen und hilfsbereit sind. Die Sprache bleibt jedoch mein größtes Hindernis. Wie geht es dir damit, Kevser?“

Was ist euch bei einem Arbeitgeber wichtig und warum habt ihr euch für die Therapielotsen entschieden?

Maryna: „Kati (Standortleitung aus Frankfurt) war ein großer Faktor bei meiner Entscheidung. Sie hat einen sehr positiven Eindruck gemacht. Nach meinen Erfahrungen in Dubai wusste ich, was mir in der Arbeitswelt wichtig ist. Die Werte der Therapielotsen passen einfach, und das Team ist unglaublich nett.“

Kevser: „Für mich waren faire Arbeitsbedingungen und ein professioneller Arbeitsplatz wichtig. Die Therapielotsen haben mich so gut durch den Anerkennungsprozess begleitet. Hier habe ich schon ein paar Weiterbildungen gemacht und lerne ständig Neues von meinen Kolleginnen. Der Austausch im Team ist sehr wertvoll.“

Wie war für euch der Prozess der Anerkennung eurer Qualifikationen?

Kevser: „Ich habe in der Türkei in einem Anerkennungszentrum einen Antrag gestellt und nach sechs Monaten eine positive Antwort erhalten. Dann musste ich einen Arbeitgeber finden, was etwa zehn bis elf Monate gedauert hat. Hier musste ich Praktika in vier verschiedenen Bereichen absolvieren und eine Abschlussprüfung machen. Das war anstrengend, aber es hat sich gelohnt.“

Maryna: „Ohne Kati wäre es für mich auch schwer gewesen. Sie hat mir durch den Dschungel der Anerkennung geholfen. Sie war als vertrauensvolle Person wirklich sehr wichtig. Die Anforderungen an Uni zu den Fachkenntnissen und die Sprachkenntnisse waren hoch, besonders das C2-Niveau in Deutsch. Aber die Uni hat mich gut unterstützt und viel Verständnis für meine Sprachbarriere gezeigt und mir erlaubt, Aufgaben schriftlich zu beantworten. Das hat mir viel Stress genommen, und ich wurde als Person mit Fachwissen ernst genommen.“

Wie seid ihr im Team angekommen, und was hat euch geholfen, euch in Deutschland und im Team einzuleben?

Maryna: „Das Team ist einfach großartig. Ich bin seit anderthalb Jahren dabei, und jeder ist super nett und offen. Die positive Stimmung hier hat mir wirklich geholfen. Ich wurde immer freundlich aufgenommen und akzeptiert, wie ich bin. Ich bin oft schüchterner und ruhiger, weil ich zu viel nachdenke, bevor ich etwas sage. Aber ich fühle mich gut aufgehoben.“

Kevser: „Ich wurde auch sehr freundlich aufgenommen. Wir tauschen uns viel über unsere Kulturen aus und gehen zusammen essen. Meine Kolleginnen haben mir auch sehr geholfen, Deutsch zu lernen und besser zu verstehen. Gestern habe ich zum Beispiel deutsche Rezepte von einem Kollegen bekommen und wir haben darüber gesprochen. Alle sind geduldig und erklären mir auch Dinge wie Steuern.“