Therapie- und Begleithündin Gerda

Gerda und die Ausbildung zum Therapie- und Pädagogikbegleithund.

Am Wochenende habe ich meine Prüfung für das Zertifikat mit meiner Hündin Gerda zur Therapie- und Pädagogikbegleithundausbildung erfolgreich abgeschlossen. Diese Ausbildung begann im September 2024 und am 01.11.2025 war sie dann endgültig beendet.

Für die Prüfung musste ich:

  • Eine Konzeptarbeit schreiben

  • Ein Video eines Einsatzes  einreichen

  • Und eine schriftliche Prüfung schreiben

Hier noch ein paar Worte zu mir und meinen Gedanken aus meiner Konzeptarbeit zu dieser Ausbildung:

Mich interessieren schon immer Interaktionen  von Mensch zu Mensch, von Tier zu Tier und alles dazwischen. Was gibt es hier für Dynamiken, Einflüsse und Möglichkeiten, aber auch Grenzen. Nun haben wir als Familie es dann vor 2 Jahren gewagt, uns unseren 1. Hund anzuschaffen. Unsere Gerda. Spannend ! Allein schon zu beobachten, was diese Begegnung/Beziehung mit mir, meiner Familie und meiner Umgebung macht. Oftmals ist es kaum mit Worten zu beschreiben und eher ein Gefühl.

Wer ist Gerda?

  1. Gerda ist eine ca 5 jährige Brackenmixhündin. Sie kam mit ca 2,5 Jahren zu uns in die Familie aus Moskau. Sie wurde mit ihren Welpen zusammen ausgesetzt und kam so in die Obhut von Tierschützern. (http://GAIA-world.org )

  2. Futter ist ihre Motivation. Dies kann man sehr gut nutzen, um ihr neue Dinge beizubringen.

  3. Sie ist sehr ausgeglichen, sanft, intelligent und rassetypisch oftmals auf Fährtensuche. In diesen Momenten ist sie natürlicherweise stark selbstbestimmt.

  4. Sie hat auch eine zurückhaltende Seite neuen Menschen/Situationen gegenüber. Wenn es ihr zu viel wird, geht sie der Situationen aus dem Weg und sucht sich ein ruhiges Plätzchen.

  5. Sie kann sehr gut mal alleine zu Hause sein.

  6. Mit anderen Hunden ist sie sehr aufgeschlossen und verspielt. Am liebsten rennt sie dann um die Wette. Aufgaben müssen ihr Freude bereiten, oder einen Sinn ergeben.

  7. Laute Geräusche sind für sie eine Herausforderung. Aus diesem Grund verbringen wir Silvester immer in einem Forsthaus im Wald.

  8. Zuhause ist Gerda sehr gemütlich und genießt ein sonniges weiches Plätzchen in der Nähe ihrer Menschen.

  9. Draußen ist Gerda sehr nasengesteuert. Hier zeigt sie ein klares rassetypisches eigenständiges Verhalten. Sie hört hier auf die Grundkommandos.

  10. In der Praxis hat Gerda einen ruhigen und zurückgezogenen Platz in meinem Büro. Hier war es anfänglich für sie noch schwierig zur Ruhe zu kommen. Doch zwischenzeitlich gibt es ein schönes Begrüßungsritual und dann findet sie auf ihrem Platz zur Ruhe. In diesem Raum kann sie mittlerweile auch gut für eine Zeit alleine sein. Im Moment ist sie 2 mal die Woche mit in der Praxis.

Detailierte Beschreibung Mensch/Hund Team (Kati und Gerda)

Um uns beide als Team gut beschreiben zu können, möchte ich mich gerne an den BIG 5 orientieren. Fangen wir mit der sozialen Unabhängigkeit an. Offensichtlich bin ich als Halterin in einer sozial größeren Unabhängigkeit als Gerda. Dies bedeutet für mich, Gerda zeigt eine Offenheit für soziale Nähe, was eine engere Bindung zum Menschen ermöglicht. Diese Bindungsfähigkeit fördert Vertrauen, emotionale Stabilität und eine harmonische Mensch-Tier-Beziehung. Auch unsere Außenorientierung und unser Dominanzbedürfnis kann man im ähnlichen Ausmaß betrachten. Unser Aktivitätsniveau unterscheidet sich allerdings in umgekehrter Weise. Hierbei kann Gerda eine belebende Impulsgeberin sein. Ein aktiver Hund bringt natürliche Lebendigkeit und Motivation in die Interaktion. Dies wirkt aktivierend auf Klient:innen, besonders in Fällen von Antriebslosigkeit, Depression oder motorischer Inaktivität. Meine Art kombiniert mit der energetischen Präsenz von Gerda ergibt ein dynamisches Team. Wichtig dabei ist, dass ich immer die Kontrolle behalte. In der Erlebnisorientierung, als auch im Enthusiasmus stehen wir uns in nichts nach und finden hier eine gekonnte Mitte.

Warum machen wir das?

Die tiergestützte Arbeit verfolgt viele unterschiedliche Ziele, die je nach Klient:in individuell angepasst werden. Nicht jedes Ziel passt zu jedem Menschen – und das ist auch in Ordnung. Vielmehr geht es darum, aus einem breiten Spektrum an Möglichkeiten die passenden Aspekte für den jeweiligen Menschen herauszufiltern und behutsam zu fördern.

Ein zentrales Ziel ist es, Kontakt herzustellen und den Klient:innen ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. In einer oft schnelllebigen, überreizten Welt kann allein diese Erfahrung bereits heilsam wirken.

Es geht darum, eine angenehme, wertfreie Zeit miteinander zu verbringen – ein Raum, in dem Vertrauen entstehen kann, ohne dass Leistung oder bestimmte Erwartungen im Vordergrund stehen. Der Hund bewertet nicht. Diese bedingungslose Akzeptanz wird gerade von Kindern und Menschen mit besonderen Bedürfnissen sehr sensibel wahrgenommen und geschätzt.

Die Begegnung mit dem Hund kann auch dabei helfen, die eigene Identität zu stärken. Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl können wachsen, wenn man spürt, dass man etwas bewirken kann, dass man gesehen wird.

Ein weiteres Ziel ist es, Menschen zu ermutigen, ihre vorhandenen Fähigkeiten einzusetzen, sie zu festigen und vielleicht auch Neues auszuprobieren. Die Freude an der Kommunikation kann dabei gestärkt oder überhaupt erst entdeckt werden – sei es durch Sprache, Gestik oder Mimik.

Auch soziale und emotionale Kompetenzen werden im Kontakt mit dem Hund gefördert. Das Einfühlungsvermögen wächst, die Beziehungsfähigkeit wird erweitert, die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit werden geschult.

Für Eltern kann die tiergestützte Arbeit ebenfalls eine neue Perspektive eröffnen. Sie erleben ihre Kinder in einem anderen Kontext, entdecken Fähigkeiten, die zuvor vielleicht übersehen wurden, und richten den Blick wieder stärker auf das, was möglich ist – statt auf das, was fehlt.

Am Ende steht für mich vor allem eines im Mittelpunkt: Die Stärkung des Selbstwertgefühls. Wer sich selbst als wertvoll erlebt, kann wachsen, lernen und sich entwickeln – mit oder ohne Hund. Doch gerade der Hund als unvoreingenommener Begleiter öffnet Türen, die Menschen oft verschlossen bleiben.

Hunde werten nicht, das nehmen auch schon die Kleinsten wahr. Dadurch ist der Druck des ‚gefallen müssen‘ nicht gegeben. Für mich ist die Stärkung des Selbstwertgefühls eins der wichtigsten Pfeiler für eine gelungene Therapie.

Kati ist Logopädin. Sie stärkt die Strukturen im Unternehmen, entwickelt Therapie- und Lotsenangebote inhaltlich & konzeptionell weiter und trägt gute Ideen aus den verschiedenen Teams in die Gesamtorganisation.