Altersdepression

Altersdepression – es ist nicht normal unglücklich zu sein.

Hast du schon einmal beobachtet, wie sich eine:r deiner älteren Patient:innen zurückzieht, ihre Hobbies aufgeben oder weniger Freude am Leben empfingen?

Viele denken, das ist eine normale Entwicklung im Alter. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Studien zeigen, dass die Lebenszufriedenheit im Alter eher ansteigt. Ältere Menschen besitzen die Fähigkeit, trotz eingeschränkter Möglichkeiten zufrieden zu sein. Vor dem Hintergrund des gesamten Lebens können ältere Menschen das Erreichte und Erlebte betrachten und Gefühle besser kontrollieren.

Daher ist es wichtig, dass wir sensibel auf mögliche Veränderungen unserer Patient:innen achten.

Altersdepressionen hat vielfältige Ursachen und tritt meist mit anderen Krankheiten im Alter gleichzeitig auf. Es ist schwierig, ein typisches Krankheitsbild zu zeichnen. Neben dem Gefühl der Bedrücktheit und Antriebslosigkeit fühlen sich Betroffene oft hilf- und hoffnungslos oder gar gefühllos. Sie leiden meist unter starken Minderwertigkeits- und Schuldgefühlen. Sie zeigen wenig Interesse an anderen Menschen. Hinzu kommen mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Reizbarkeit und Suizidgedanken.

Das Problem: aufgrund der depressionsbedingten Gedächtnisstörungen können starke Ähnlichkeiten zu einer Demenz auftreten. Schwierigkeiten beim Denken und Sprechen sowie Konzentrationsstörungen sind typische Symptome sowohl einer Demenz als auch einer Depression. Betroffene haben Probleme, Sätze zu formulieren oder einen Gedankengang zu verfolgen. Oft haben sie das Gefühl, dass das Sprechen „gebremst“ oder „blockiert“ wirkt. Derlei Situationen überfordern die Betroffenen schnell, was sich in Antworten wie „ich weiß es nicht“ zu erkennen gibt.

Die Deutsche Depressionshilfe macht folgende Unterscheidung zwischen einer Altersdepression und einer Demenz:

Anzeichen, die eher für eine Depression im Alter sprechen:

  • Beginn der Veränderung innerhalb weniger Wochen
  • Depressive Stimmung kaum beeinflussbar und konstant über einen längeren Zeitraum zu beobachten
  • Im Verlauf eines Tages durch Morgentief und Aufhellung am Abend gekennzeichnet
  • Betroffener klagt über seinen Zustand, „kann und weiß nichts mehr“
  • Das Denken ist eher gehemmt, verlangsamt, aber nicht verwirrt

Anzeichen, die eher für eine Demenz (Typ Alzheimer) sprechen:

  • Schleichender Veränderungsbeginn über Monate
  • Stimmung insgesamt eher instabil und leicht zu beeinflussen, „umzustimmen“
  • Betroffener klagt wenig, verleugnet, „hat keine Probleme“
  • Orientierung hinsichtlich Ortes und Zeit fällt zunehmend schwer
  • Oft nächtliche Verwirrtheitszustände

Was Altersdepressionen genau auslöst, ist unklar. Mögliche Ursachen sind hormonelle Störungen, genetische Faktoren, traumatische Erlebnisse (bspw. Kriegserfahrung in der Kindheit), Verlusterlebnisse, Einsamkeit aber auch Medikamente. Depressive Syndrome können durch die Medikamentengabe oder durch Medikamentenumstellungen hervorgerufen werden. Bestimmte Medikamente erhöhen das Risiko für eine Depression und für Schmermut. Dazu zählen blutdrucksenkende Mittel, entzündungshemmende Mittel, Hormonpräparate, Allergiemittel, Medikamente gegen Parkinson oder gegen Krebs und Beruhigungsmittel.

Wie erkenne ich eine Depression?

Speziell für ältere Patienten wurde die Geriatrische Depressionsskala (GDS)  Die Fragen liefern Hinweise darüber, ob eventuell eine Altersdepression oder eine depressive Stimmungslage vorliegt. Der Fragebogen ersetzt jedoch keine Untersuchungen und Gespräche mit der Ärzt:in oder Therapeut:innen.

Wie jede Erkrankung sollte eine Altersdepression professionell behandelt werden. Dabei helfen Medikamente und Psychotherapie.

Dennoch haben wir hier ein paar Tipps im Umgang mit depressiven älteren Menschen:

  • Sprich das Thema Depressionen behutsam an und weise die betroffene Person auf die guten Heilungschancen durch eine Behandlung hin.
  • Unterstütze die Person dabei, passives und inaktives Verhalten zu überwinden. Aktiviere die Person, indem du positive Erfahrungen steigerst.
  • Versuche nicht, krampfhaft die Stimmung aufzuhellen. Dies kann für Betroffene sehr belastend werden, da sie ein schlechtes Gewissen entwickeln. Wichtiger ist es, dass ihnen zuhören und geduldig bleiben.
  • Hilf dabei, den Tag zu strukturieren.
  • Vermeide Phrasen wie „Du musst positiv denken“. Sie vermitteln dem Kranken lediglich, dass man ihn nicht versteht.
  • Motiviert eure Patient:innen ein Stimmungsprotokoll zu führen. Es hilft bei der Selbstreflexion und lässt Zusammenhänge erkennen.
    Stimmungstagebuch

Und was jetzt?

Vielleicht habt ihr beim lesen des Artikels schon die eine oder den anderen Patient:in im Kopf, der/die möglicherweise an einer Altersdepression leiden könnte. Der Austausch mit euren Kolleginnen und Kollegen hilft euch, einen guten Umgang und Lösungen zu finden.